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Elektronische Untergrundkultur in Südtirol

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Die wahren Gründe mögen verborgen bleiben, Fakt ist, elektronische Musik dominiert den Soundtrack unserer Zeit und bringt Kultur heraus aus elitären Verhältnissen und hinaus in die Welt, hinein in Clubs und die Köpfe junger Menschen. Das Bedürfnis, die Facetten dieser gelebten und gefeierten Kultur zu erkunden in unserem Land, ist groß. Verschiedene Gruppierungen, Kollektive, Vereine und Crews haben sich gebildet, um ihren Beitrag zum zeitgenössischen Kultur-Diskurs zu leisten. Dieser partizipative Prozess ermöglicht es, dass diese Szene auch ihren Reichtum an Facetten erhalten und ausbauen kann. Die Konsumation von Kultur geht Hand in Hand mit der Produktion von Kultur und jeder Veranstalter bringt seinen Touch, seinen Schliff und Style in das von ihm kuratierte Event hinein. Und hierbei geht es weniger um die Genres, welche sich in den letzten 30 Jahren gebildet haben und im Begriff sind, aufgrund ihrer nur feinen Differenzierungen in sich zusammenzufallen, um unter einem neuen Übernamen wieder zusammengefasst werden; nein, es geht um das Gefühl, welches auf einer Party vermittelt wird. Vom ausgelassenen Aperitivo am Pool über Strobo-Licht gesäumte Keller und Bunker-Partys bis hin zu detailreich dekorierten Festen im Wald und auf Almwiesen. Das Ziel der Veranstalter ist das Erreichen eines zarten Schnittpunkts von Musik, Location und Publikum, um ein Erlebnis zu kreieren, das ein Leben lang in Erinnerung bleibt.

Die Szene und Contemporary Context in Südtirol

@Clemens Calliari

Dass diese Art der Kultur in Südtirol fruchtet, lässt sich anhand der vielfältigen Angebote aufzählen, welche sich in unserem peripheren Raum bieten. Selten gibt es ein Wochenende ohne Event und an manchen Abenden trifft einen sogar die Qual der Wahl. Zurückzuführen ist dies auf das Engagement vieler junger Menschen, mit dem Ziel, anderen eine Erfahrung zu bieten, die man selbst in einem anderen Set und Setting gemacht hat. Daraus ergibt sich ein Diskurs verschiedener sozialer Schichten, ein Diskurs, welcher mit jedem Event voranschreitet und immer mehr Menschen in seinen Bann zieht. Gerade jetzt, nach Zeiten von Corona-Lockdowns und geschlossenen Lokalen, welche diese Kulturszene besonders hart getroffen haben, ist die Euphorie über das „social dancing instead of distancing“ groß.

Die Liste der Kulturtreibenden, welche nach dem durch Covid-19 erlebten Bruch in der Kulturszene wieder an Momentum aufgenommen haben, ist lang und wird im Folgenden angeführt, um diesen Kulturschaffenden einen Namen zu geben:

Liste der Kulturtreibenden

AMA (Architecture Music Art)
BOTHERATION HIFI
CHIOCHETTI BROS 
CULTURE ASSAULT (MIK/RITUAL/SPEKTRUM)
COBRA SOUNDSYSTEM
ENDLESS (Festival Lido Neumarkt, Cultural Lifestyle)
FUJ (Förderverein Untergrund Kultur und Jugend)
GRAUN VILLAGE PEOPLE 
HOSPIZ
KEEP IT SIMPLE SOUNDSYSTEM
MERANDERGROUND 
MIRKO INSAM (Grödner, Circolo Gardena – Kulturausstellungen Techno event mit Ausstellung One-Man)
MONOLOG (Techno – Label)
NOETICS
NO LIMITS SOUNDSYSTEM
PATSCHUGO SOUNDSYSTEM
PEER SOUNDSYSTEM
PSYLAN CREW
PSY OR DIE
RAVE N SOUND 
RAUM 4.20
SCUM 
SHABERNAK (Martin Hell + Compagnonschaft) 
FAC (Form Arts & Culture)/SONOMAD 
SPOILER ROOM 
SLACK SYSTEM
SK8 PROJECT (Plaza skatepark)
SZENARIO (Meran, Events)
TEKNONSTOP
TIAS (Tanzen ist auch Sport)
TRAILERTEKK 
TRANSART
ULTRA ALTO (Uni Studenten, Raves)
UNIT SOULS (Trient)
VIRUS/LABOR
ZAET Soundsystem
ZEITGEIST 

Diese namentliche Vielfalt spricht für die Motivation und das Engagement vieler junger Personen, ihren Teil zum kulturellen Geschehen in unserem Land beizutragen. Die Unübersichtlichkeit der verschiedenen Gruppierungen fußt auf ihrem partizipativen Charakter. Es gibt kaum bestehende Vereine, denen man beitreten kann und, anders als bei vielen südtirolweiten Institutionen, stellen diese Akteure keine Ableger eines größeren Verbunds dar oder haben gar einen Dachverband. Diese oftmals kurzfristigen Zusammenschlüsse von Kunst und Kulturliebhabern haben zum Ziel und Zweck, zu einer gelebten Form der Kultur beizutragen und diese zu vermehren. Gerade deshalb wäre es aus politischer Sicht förderlich, dieses Momentum zu nutzen, anstatt es durch Reglementierungen zum Erliegen zu bringen. 

Stätten der Kulturproduktion – Die Verknüpftheit der Szene mit Schlüssellokalen

T-Shirt mit dem Logo von Culture Assault Records (DnB & Dubstep-Label aus dem Unterland) @Clemens Calliari

Wie wichtig geeignete Lokale und die richtigen Rahmenbedingungen für eine florierende Kulturszene sind, lässt sich am Beispiel der Halle 28 in der Bozner Schlachthausstraße anzeigen. In dem 5-jährigen Bestehen eben dieser gelang es dem Lokal ein Stück internationaler elektronischer Musikkultur nach Südtirol zu bringen. Sie war vieles: Treffpunkt für alte Bekannte, Begegnungszone für Interessensgenossen und vor allem ein Freiraum für Tanz, Ausgelassenheit und Selbstentfaltung. Sie war Heimatstätte und Geburtsort einer Vielzahl an Kollektiven und für viele junge Südtiroler ein Maß und Qualitätsstandard, für was Clubbing in Südtirol kann. 

Bespielt wurde dieser Kulturraum durch verschiedene Akteure, das Vorhandensein dieses Lokals motivierte und begeisterte viele junge Menschen aus verschiedenen Milieus. Ebenso verschieden waren die musikalischen Genres und die damit verbundenen Szenen, welche in der Halle anzutreffen waren. Reggae, Ska, Dub, Drum’n’Bass, Dubstep, Techno, Tekno, Psytrance, Hardcore und EDM, um die gängigsten Genres der Halle28 zu nennen. 

Für viele Akteure bedeutete das Ende der Halle28 das Aus ihrer Eventkarriere, vor allem aufgrund des Mangels einer passenden Alternative. Einige Veranstaltungen, wie z.B. das Techno Event Lumber Room, welches mit 2 Editionen mit jeweils knapp 1000 Besuchern und gebuchten Top Artists in der Halle 28 auf eine vielversprechende Zukunft hoffen konnten, verebbten im leeren Echo, welches die Halle hinterließ. Die Veranstaltung weichte in das kleinere, ebenfalls in Bozen gelegene Miro‘ aus, es dauerte jedoch nicht lange, bis es still um die Eventreihe wurde. Es wurde auch anderswo nach Alternativen Ausschau gehalten, so wurde beispielsweise die Dorfdisco „Baila“ im peripheren Raum Bozens als vorübergehende Untergrundkulturstätte genutzt. Hier fanden über Jahre hinweg vor allem die Events Spektrum (Drum’n’Bass), Ritual (Tekno), Treat the Beat (Psytrance) und Feier.Abend (Techno) statt. Für die Jüngeren in der Kulturszene, also jenen Personen, welche nicht mehr das Glück genossen haben, die Halle 28 besuchen zu können, war dies das Lokal, in dem sie ihre ersten Partys erlebt haben. Das Lokal Baila bietet zwar einen angemessenen Ort für eine Veranstaltung, steht der Halle 28 jedoch in allem nach, was diese zu dem gemacht hat, was sie war. Essentiell für den Erfolg der Halle 28 und ihrer Beliebtheit bei Besuchern und Organisatoren war einerseits die leichte Erreichbarkeit, das Lokal ist direkt angrenzend an den Bozner Bahnhof und somit im Einzugsgebiet von Innsbruck bis nach Trient, sowie auch Meran und allen umliegenden Gebieten Bozens. Auf der anderen Seite bot das Lokal mit seinen zwei separaten Bühnen und dem kleinen Innenhof Platz für bis zu 2000 Personen und machte es somit lohnend, auch größere Künstler aus dem Ausland zu buchen. Die hervorragende Soundanlage zeugte ebenfalls von den Qualitäten des Lokals. 

Viele lernten die Räumlichkeiten zu lieben, konnten sich mit ihr identifizieren und das, obwohl ihr Fortbestehen nie ein gewisses war. Der Vertrag, unter welchem der Veranstaltungsort lief, wurde nur von Jahr zu Jahr verlängert. Diese Rahmenbedingungen machten jede Idee einer Investition uninteressant. Dieser Mangel an Zukunftssicherheit ließ einen wichtigen Faktor der Rave-Kultur außen vor: die Partizipation der Besucher. 

@Clemens Calliari

Das Loch, welches das Ende der Halle 28 hinterließ, wurde durch das Ausweichen auf verschiedene Lokale versucht zu füllen. Einerseits wichen Organisatoren auf die oben genannten Lokale „Baila/Juwel“ in Eppan und „Miro‘“ in Bozen aus. Weitere „Alternativen“ sind z.B. Das Tanzlokal „Zoom“ in Auer im Unterland, die Disco „Ladum“ in Prad im Vinschgau, oder Club „Max“ in Brixen (Die Lokale „Juwel“ und „Ladum“ existieren in der Zwischenzeit schon nicht mehr und auch hier wurde es versäumt mit Alternativen anzubieten). In diesem Prozess der Identitätsfindung der Untergrundkulturszene kristallisierte sich 2016 ein neues Kollektiv im Unterland heraus, welches sich primär auf den Aspekt der Partizipation bezog und welches den Maßstab der Untergrundkultur in Südtirol für die kommenden 3 Jahre angab. „Atract“ bezeichnet ein Kollektiv mit Sitz in Auer, entstanden aus dem Zusammenschluss Südtiroler Musikliebhabern, inspiriert von Veranstaltungen und Events, die im Ausland besucht wurden. Die Home Base des Kollektivs war eine alte Fabrik, direkt gelegen am Hauptbahnhof im Unterland in Auer. Das große, teils stark baufällige Areal bot jeden Platz zur Selbstentfaltung und das Angedachte Kulturzentrum sollte Heimat für Workshops, Flohmärkte, kulturelle Entfaltung, Partizipation und ausgelassenen Festen bieten. In den Jahren 2016-2018, in denen das Atract aktiv war, bewegte es sich ständig in diese Richtung und war ein Hoffnungsschimmer für all jene, die das Ende der Halle 28 noch zu verdauen hatten. Es fanden zahlreiche Events mit Künstlern auf globalem Niveau statt; Octave One, Marshall Jefferson, Tyree Cooper, A Guy Called Gerald oder Dom & Roland, um nur einige zu nennen. Das Rasche Ende dieser Bewegung, war leider bereits in ihrer Gründung verankert und im Folgenden wird auf dieses Dilemma zwischen Kulturstätte und Politik kurz eingegangen:

Möglich wurde das Projekt durch einen Unternehmer, der das Gebäude und dazugehörige Gelände angemietet hat. Im folgenden Prozess gründete sich ein Verein mit dem Ziel, diese Räumlichkeiten kulturell zu bespielen. Entscheidungen wurden nach demokratischen Prinzipien getroffen und jedes Mitglied hatte die Möglichkeit sich einzubringen. Mitglied des Vereins zu sein war wichtig, denn aufgrund der fehlenden Lizenzen für öffentliche Veranstaltungen, war jedes Event vor Ort eine Veranstaltung für geschlossene Gesellschaft. Dieser Umstand war einerseits der Grundstein für die Freiheiten, welche man vor Ort genießen konnte, namentlich, keine geregelten Öffnungszeiten und das Entstehen eines Raumes ohne Konsumzwang. Andererseits legte diese Vorgehensweise auch den Konflikt mit der örtlichen Gemeindeverwaltung fest, welche sich außen vor gelassen fühlte. Infolgedessen kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen mit den Behörden, bis diese schließlich das „Atract“ aufgrund vorgeschobener Gründe schlussendlich schließen ließ. 

Der Mangel an Kommunikation zwischen Betreiber des Lokals und den Behörden wurde dem Projekt zum Verhängnis, denn durch den Fehler, die Gemeinde von vornherein in das Projekt einzuschließen, gestaltete sich der später erfolgende Dialog schwierig und verhärtete die Fronten. Andererseits wäre das „Atract“ nicht zu dem geworden, was es in seiner kurzen, aber prägnanten Laufzeit wurde, ein Stück zeitgenössischer, kosmopolitischer Untergrundkultur. 

Eine andere Herangehensweise an das Bilden einer Kulturstätte wird hingegen im Vinschgau an den Tag gelegt. Das Projekt „Basis Vinschgau Venosta“ alias Basis ist ebenfalls ein Projekt, welches den Bedürfnissen der Südtiroler Untergrund Kultur entspringt, das jedoch in Kollaboration mit der öffentlichen Hand geplant und ausgeführt wurde. Diese begünstigenden Faktoren haben dazu geführt, dass die Basis zu einem Prestigeprojekt der Südtiroler Elektro-Musikszene wurde und auch im gesamten Alpinen Raum durch die ausgeklügelte High Quality Soundanlage glänzen kann.

Aus dem Interview mit Walter Garber – DJ Veloziped, einem langjährigen DJ und Pionier der Südtiroler Techno und House Szene

Du bist schon sehr lange in der Szene in Südtirol und außerhalb tätig. Wie hat sich in deinen Augen die Untergrundkulturlandschaft in Südtirol verändert?

Die Untergrundkulturlandschaft in Südtirol hat im Laufe der Jahre eine bemerkenswerte Entwicklung durchgemacht. In den 1980er Jahren wurde die DJ-Kultur in unserer Region mit Klängen von Afrobeat und Disco aus dem Adria- und Gardasee-Gebiet begründet. Doch in den 1990er Jahren erfolgte eine bedeutende Veränderung, als sich die Musikrichtung auf House verlagerte. Dies markierte einen langsamen, aber entscheidenden Wandel in der Szene.

Meine persönliche Reise begann mit meinem Umzug nach Wien, wo ich erstmals mit Techno in Berührung kam. Dies war ein entscheidender Schritt in meiner eigenen Entwicklung als DJ und Musiker.

Die Südtiroler Untergrundkulturszene hat sich also von ihren Wurzeln in den 80er Jahren, geprägt von Afrobeat und Disco, zu einem vielfältigen und sich ständig weiterentwickelnden Raum für elektronische Musik entwickelt. 

Wie wurde der neue Sound von Partygängern zuhause angenommen?

Der neue Sound wurde von Partygängern zu Hause äußerst positiv aufgenommen. Dies geschah aus verschiedenen Gründen. Zum einen begannen immer mehr DJs in Südtirol, ihren musikalischen Schwerpunkt von Afrobeat hin zu House und elektronischer Musik zu verlagern. Dadurch kamen sie bereits in ihren eigenen vier Wänden mit diesem aufstrebenden Sound in Kontakt.

Zusätzlich spielten die damaligen Charts eine entscheidende Rolle bei der Verbreitung des neuen Sounds. Die Tracks, die in den Charts zu finden waren, beeinflussten die Musikpräferenzen der Partygänger erheblich und trugen dazu bei, die elektronische Musikszene in Südtirol zu etablieren.

Ein weiterer wichtiger Faktor waren private “Piraten-Radios”. Diese Radiosender hatten die Freiheit, nicht nur Mainstream-Musik zu spielen, sondern auch Underground-Tracks und innovative elektronische Klänge zu präsentieren. Dadurch wurde der neue Sound einem breiteren Publikum zugänglich.

Walters Umkreis in Südtirol begann auch, eigene Veranstaltungen zu organisieren, um ihren eigenen Style und Charme in die Partyszene einzubringen. Diese selbstgemachten Events waren eine Plattform für DJs und Künstler, um ihre Leidenschaft für elektronische Musik zu teilen und die Szene weiter zu fördern.

Interessanterweise orientierten sie sich zu dieser Zeit eher am Detroit und Berlin Techno als am traditionellen House-Stil. Diese Vorlieben trugen zur Vielfalt der Szene bei und führten zu einer Reihe aufregender und einzigartiger Partys und Events. Diese Veranstaltungen fanden oft während der Ferien statt, wenn die Studenten aus der Region wieder zu Hause waren, und boten eine Gelegenheit für musikalischen Austausch und kulturelle Bereicherung.

Waren die Partys legal angemeldet?

Es gab sowohl legale als auch illegale Veranstaltungen. Einige Veranstaltungen fanden in etablierten Lokalen statt, die von befreundeten Besitzern unterstützt wurden. Die Bar Giardino ist ein gutes Beispiel für einen solchen Austragungsort, der oft für Events genutzt wurde. Diese legalen Partys boten den Partygängern eine sichere und lizenzierte Umgebung, in der sie die elektronische Musikszene genießen konnten.

Auf der anderen Seite gab es auch illegale Partys, die beispielsweise in verlassenen Bunkern oder abgelegenen Orten stattfanden. Diese Veranstaltungen waren oft spontan und weniger reguliert. Sie boten ein gewisses Maß an Aufregung und Abenteuer, vor allem durch sie lange Dauer der Events waren sie auch mit Risiken verbunden, sowohl in Bezug auf die Sicherheit als auch auf die rechtlichen Konsequenzen.

In Bezug auf die Bar Giardino, die in der Szene als wichtiger Veranstaltungsort galt, fanden dort viele Events statt. Leider verlor diese Veranstaltungsreihe nach zweimaligem Führungswechsel an Schwung und Bedeutung. Dies zeigt, wie sich die Untergrundkulturszene im Laufe der Zeit verändern kann, sowohl in Bezug auf die Veranstaltungsorte als auch auf die Dynamik der beteiligten Parteien.

Findest du, dass man sich durch das Vorhandensein eines geeigneten Lokals, eine eigene Szene heranzüchtet?

Ja, das finde ich wirklich. Das Vorhandensein eines geeigneten Veranstaltungsortes kann definitiv dazu beitragen, eine eigene Szene zu entwickeln und zu fördern. In der Südtiroler Untergrundkulturszene haben wir diese Dynamik hautnah erlebt. Viele Menschen kannten den elektronischen Sound bereits, aber für einige war er beim ersten Mal ganz neu. Es dauerte vielleicht zwei oder drei Veranstaltungen, bis sie sich mit der Musik vertraut gemacht hatten.

Wir beobachteten jedoch, wie sich das Publikum von Event zu Event vergrößerte. Einige Menschen änderten im Laufe der Zeit ihre Hörgewohnheiten und begannen, den Sound zu akzeptieren und zu feiern. Sie wurden Teil dieser aufstrebenden Szene und trugen dazu bei, sie weiterzuentwickeln und zu festigen.

Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass nicht jeder gleich reagierte. Einige blieben ihren musikalischen Vorlieben, wie dem Gitarrensound, treu und fanden in der elektronischen Musik keine Anziehungskraft. Insgesamt hat das Vorhandensein eines geeigneten Lokals jedoch zweifellos dazu beigetragen, eine lebendige und vielfältige Untergrundkulturszene in Südtirol zu etablieren.

Wie findest du das Verhältnis zwischen Lokalen und der Szene, also wie wichtig sind Lokale für die Szene?

Lokale spielen eine entscheidende Rolle für die Szene, und das war schon immer so. Bis in die 90er Jahre hinein gab es jedoch auch andere bedeutende Faktoren, die die Entwicklung der Szene begünstigten. In dieser Zeit war die Musik weniger leicht zugänglich, und es bedurfte eines Radiosenders, um an die neueste Musik heranzukommen, oder eines DJs, der den Gang zum Plattenladen unternahm und die Tracks sorgfältig ausgewählte.

Bis heute hat sich die Art und Weise, wie Menschen Musik entdecken und genießen, stark verändert. Mit dem Aufkommen des Internets und der Streaming-Dienste können Musikliebhaber bequem von zu Hause aus auf eine schier unendliche Vielfalt von Musik zugreifen. Diese Entwicklung hat zu einer gewissen Individualisierung geführt, da jeder die Möglichkeit hat, seine eigene Musiksammlung zu erstellen und seine persönlichen Vorlieben zu verfolgen, ohne physisch in Bewegung zu sein.

Dennoch ist es wichtig zu betonen, dass diese Veränderung der Szene nicht als glorifizierende Nostalgie für die Vergangenheit betrachtet werden sollte. In früheren Zeiten gab es auch Herausforderungen und Probleme. Insgesamt zeigt sich jedoch eine klare Veränderung der Szene im Laufe der Jahre, wobei Lokale nach wie vor einen zentralen Platz einnehmen, aber nun in einer veränderten musikalischen Landschaft agieren.

Wie waren die Reaktionen aus dem Umfeld/der Familie auf eure Partys?

Die Reaktionen auf unsere Partys waren vielfältig und spiegelten die Zeit und die gesellschaftlichen Veränderungen wider. Die Besucher unserer Partys erlebten eine echte Aufbruchstimmung. Es handelte sich um eine internationale Bewegung, die praktisch gleichzeitig in verschiedenen Metropolen aufkam. Dies führte dazu, dass viele Studierende und junge Menschen in Südtirol mit dieser aufstrebenden Musikszene in Berührung kamen.

Die Öffnung des Eisernen Vorhangs und die Wiedervereinigung von Berlin zogen zudem viele Menschen in die deutschen Metropolen, wo sie neue musikalische Einflüsse erlebten. Viele von ihnen brachten diese Eindrücke und Erfahrungen wieder zurück nach Südtirol.

Allerdings war die Reaktion der Familien und des näheren Umfelds oft eher negativ geprägt. In engen Kreisen wurden wir oft als “verrückt” betrachtet. Die elektronische Musikszene und die damit verbundenen Partys wurden von vielen als radikal und unverständlich wahrgenommen. Dies spiegelte die kulturellen Unterschiede und die damaligen gesellschaftlichen Normen wider und führte zu Spannungen zwischen denjenigen, die Teil dieser Bewegung waren, und ihren Familien und Freunden. Trotzdem setzten wir uns für unsere Leidenschaft ein und trugen dazu bei, die elektronische Musikszene in Südtirol zu etablieren und weiterzuentwickeln.

@Clemens Calliari

War der Drogenkonsum damals auch schon Thema auf den Partys?

Ja, der Drogenkonsum war tatsächlich ein Thema auf den Partys, insbesondere in Italien. Es gab lange Zeit House-Partys, zu denen viele Menschen fuhren, und in Orten wie Cavalese gab es Diskotheken, in denen norditalienische DJs auflegen. Viele Menschen besuchten diese Veranstaltungen, und es wurde auch eine beträchtliche Menge an Drogen konsumiert.

Der Drogenkonsum war von Anfang an auf den Partys verbreitet und stand nicht nur in der Tradition der elektronischen Musikszene, sondern war in der gesamten Veranstaltungskultur präsent. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass der Drogenkonsum auf solchen Partys nicht von jedem betrieben wurde, und viele Menschen einfach nur die Musik und die Atmosphäre genießen wollten.

Heute wird jedoch eine breitere Verfügbarkeit von Substanzen beobachtet, die auch zu günstigeren Preisen angeboten werden. Dies trägt zur Verbreitung des Drogenkonsums bei und führt zu Fragen der Gesundheit und Sicherheit in der Szene. Der Drogenkonsum auf Partys war und ist ein komplexes Thema, das verschiedene Facetten und Herausforderungen mit sich bringt.

Welchen Stellenwert tragen Raves deiner Ansicht nach für die Szene? Bzw., welche Rolle spielen Raves in deinem Werden als DJ?

Der DJ betont den hohen Stellenwert, den Raves in der Szene seiner Meinung nach einnehmen. Jahrelang war er vor allem am Wochenende auf illegalen Raves in Wien unterwegs, und diese Erfahrung hat sein Werden als DJ maßgeblich beeinflusst. Für ihn sind Raves in vielerlei Hinsicht faszinierend.

Was Raves so besonders macht, ist die Tatsache, dass sie oft länger dauern als herkömmliche Clubnächte und an den unterschiedlichsten Austragungsorten stattfinden. Die Vielfalt und die unvorhersehbare Natur der Rave-Location verleihen den Veranstaltungen eine einzigartige Magie.

Ein bemerkenswertes Beispiel, das ihn besonders beeindruckte, ist die Geschichte von Spiral Tribe. Die Gruppe wurde aus England vertrieben, während der Ära der Thatcher-Regierung, und fand im Winter mehrere Jahre Zuflucht in der Arena in Wien. Von dort aus agierten sie in ganz Europa und organisierten Partys in verlassenen Lagerhallen und düsterem Ambiente. Diese Partys waren eine Art Gegenkultur zu den bunten Mainstream-Raves, die in dieser Zeit populär waren.

Diese Underground-Veranstaltungen haben die Szene geprägt und zeigen, dass Raves weit mehr sind als nur ein Ort, um zu tanzen. Sie sind Ausdruck von Freiheit, Subkultur und rebellischem Geist. Für den DJ haben diese Erfahrungen und die Rave-Kultur im Allgemeinen einen bedeutenden Einfluss auf seine Musik und seinen Werdegang gehabt. Sie haben ihm geholfen, seinen eigenen Sound und seine Identität in der Szene zu finden.

Vor dem Dilemma zwischen Mangel an Lokalen und dem illegalen Charakter von Raves, In welcher Verantwortung steht deiner Meinung nach die Politik in diesem Dilemma? Welche Rahmenbedingungen wünschst du dir von der Politik?

In Anbetracht des Dilemmas zwischen dem Mangel an geeigneten Veranstaltungsorten und dem illegalen Charakter von Raves sieht der DJ eine wichtige Rolle für die Politik. Er glaubt, dass die Politik in diesem Zusammenhang eine bedeutende Verantwortung trägt und wünscht sich bestimmte Rahmenbedingungen von ihr.

Der DJ versteht, dass die Politik die Bedenken besorgter Eltern und die Sorgen um die Sicherheit der Jugendlichen nachvollziehen muss. Oftmals gibt die Politik jedoch dem Druck besorgter Eltern nach und versucht, durch harte Maßnahmen und Strafen gegen illegale Raves und Veranstaltungen vorzugehen, um ein Exempel zu statuieren. Dieser Ansatz erscheint ihm nicht immer zielführend.

Aus seiner Sicht könnte eine Lösung in der vermehrten Zulassung von Festivals liegen. Er glaubt, dass die Politik die Bedeutung von Raves und alternativen Partykulturen anerkennen sollte. Es sei unwahrscheinlich, dass die Free Party Kultur vollständig eingedämmt werden könne. Stattdessen sollte die Politik Rahmenbedingungen schaffen, die es ermöglichen, künstlerische Bedürfnisse auszuleben und gleichzeitig die Interessen der Gemeinschaft zu berücksichtigen.

Ein konkretes Beispiel, das er anführt, ist das “Sinestruct Festival” in St. Felix und St. Ulrich. Hier hat die Politik, unterstützt von einem jungen Bürgermeister, eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Partygängern und Dorfbewohnern ermöglicht. Das Festival präsentiert unbekannte Künstler und arbeitet auf einer Non-Profit-Basis. Dies zeigt aus seiner Sicht, wie die Politik alternative, moderne und lockere Festivals zulassen und fördern kann.

Zusammengefasst wünscht sich der DJ, dass die Politik einen ausgewogenen Ansatz verfolgt, der sowohl die kulturellen Bedürfnisse und Freiheiten der jungen Generation als auch die Interessen der Gesellschaft als Ganzes berücksichtigt. Er ist der Überzeugung, dass dies zu einer positiven Entwicklung führen könnte, bei der alternative Veranstaltungen legal und sicher stattfinden können, ohne auf illegale Raves ausweichen zu müssen.

Aus der Sicht des DJs waren die folgenden drei Veranstaltungen/Events in Südtirol Schlüsselerlebnisse:

1. **Sinstruct Festival 2012-2014:** Dieses Festival war für den DJ von besonderer Bedeutung. Es erstreckte sich über mehrere Jahre und bot eine Plattform für unbekannte Künstler und alternative Musik. Mit einem jungen Bürgermeister als Unterstützer schuf es eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Partygängern und Dorfbewohnern, und es fand auf Non-Profit-Basis statt. Dieses Festival verkörperte die Ideale der Freiheit und der alternativen Kultur und war für den DJ ein prägendes Erlebnis.

2. **Abriss der alten Therme in Wien 2001 “Die letzte Kur”:** Dieses Event markierte das Ende einer Ära in Meran und war für den DJ ein denkwürdiges Erlebnis. Mit einem DJ-Set von Künstlern wie Dorfmeister und Live-Auftritten von Lui Austen am Klavier zog es über 1000 Besucher an. Es war eine einzigartige Gelegenheit, die alte Therme in einer unkonventionellen Weise zu erleben, gefolgt von einem Rave im “Warehouse”-Feeling, der die Nacht perfekt abgerundete.

3. **DJ Hell in Basis Schlanders:** Dieses Event zeichnete sich durch eine hervorragende Soundanlage und eine gut durchdachte Schallisolierung aus. Obwohl der Standort etwas dezentral war, war die Basis in Schlanders insgesamt eine Kulturstätte mit Vorzeigestatus. DJ Hell bot den Besuchern ein unvergessliches Klangerlebnis, und diese Veranstaltung war für den DJ ein weiterer wichtiger Moment in seiner musikalischen Reise.

Aus dem Interview mit Killian Gramegna, einem jungen Eventveranstalter in Südtirol und den Bedürfnissen dieser Kulturszene:

Killian Gramegna in action @Clemens Calliari

Wie nimmst du das Veranstaltungsangebot in Südtirol wahr?

In Südtirol nehme ich das Veranstaltungsangebot auf zwei verschiedene Arten wahr: Es gibt alternative Veranstaltungen und kommerzielle Veranstaltungen.

Die alternativen Veranstaltungen zeichnen sich durch eine geringere Anzahl von Angeboten aus. Sie sind oft weniger übersichtlich und finden in einem eher geschlossenen Kreis statt. Das Angebot variiert hier stark, von explizit kulturbezogenen Events wie Transart bis hin zu Tanzveranstaltungen. Leider finden letztere nur etwa ein- bis zweimal im Monat in Clubs oder geschlossenen Lokalen statt.

Die kommerziellen Veranstaltungen hingegen bieten ein breiteres Spektrum an Events und erhalten Unterstützung sowohl von der Landesregierung als auch von Stadt und Sponsoren.

In den letzten Jahren habe ich jedoch einen Rückgang des Veranstaltungsangebots in Südtirol bemerkt. Dies hat mehrere Gründe. Zum einen gibt es eine konservative Einstellung in der Bevölkerung, die dazu führt, dass alternative Veranstaltungen weniger Anklang finden. Darüber hinaus gab es eine Phase, etwa um das Jahr 2019 herum, in der die Szene verstärkt von der Polizei unter Druck gesetzt wurde. Dies äußerte sich in vermehrten Razzien und Kontrollen.

Ein konkretes Beispiel für den Rückgang des Angebots ist die Entwicklung des Clubs “Baila”. Früher war dieser Ort eine Begegnungszone für Personen aus dieser Kulturszene. Heute hat sich die Ausrichtung aufgrund neuer Betreiber geändert, und der Club ist eher am Mainstream orientiert, ähnlich wie eine Dorfdisco.

Ein weiteres Problem ist, dass das Publikum das Interesse am Ausgehen in Clubs verliert, wenn nicht gewährleistet werden kann, dass die Party bis zum Schluss stattfinden kann. Dies hängt oft mit den Maßnahmen der Ordnungskräfte zusammen, die bei Verstößen gegen Regeln und Vorschriften sowohl die Anwesenden als auch die Veranstalter gleichermaßen bestrafen. Dies führt dazu, dass viele Menschen sich zweimal überlegen, ob sie an solchen Veranstaltungen teilnehmen möchten.

Wie kann man mit der Drogenproblematik in diesem Milieu vorgehen?

Die Frage nach dem Umgang mit der Drogenproblematik in diesem Milieu wurde in diesem Interview angesprochen und liefert einige wichtige Ansätze, wie diesem Problem begegnet werden kann.

Zunächst betont der Interviewpartner die Bedeutung von Präventionsarbeit im Zusammenhang mit Drogenkonsum. Dies schließt die Zusammenarbeit mit Institutionen zur Drogenprävention ein. Es ist entscheidend, Präventionsmaßnahmen nicht nur in der Veranstaltungsszene selbst, sondern auch außerhalb zu fördern, insbesondere in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen.

Ein weiterer wichtiger Schritt ist, das Drogenproblem klar zu benennen und anzusprechen. Ein offenes Gespräch darüber zu führen, ist entscheidend, um Verständnis und Bewusstsein zu schaffen. Es ist wichtig, dass die betroffenen Personen und die Veranstalter gemeinsam daran arbeiten, Lösungen zu finden.

Ein weiterer Ansatz besteht darin, Präventionsgedanken direkt in die Veranstaltungen einzubringen und bewusst einen Dialog über das Thema Drogen zu führen. Dies dient nicht nur dem Schutz der Teilnehmer, sondern erfüllt auch die Pflicht der Veranstalter, die Sicherheit und das Wohlbefinden der Besucher zu gewährleisten. Es geht darum, die Risiken des Drogenkonsums zu minimieren und sicherzustellen, dass die Veranstaltungsumgebung so sicher wie möglich ist.

Womit wird man als junger Veranstalter in Südtirol konfrontiert?

Als junger Veranstalter in Südtirol sieht man sich mit einer Reihe von Herausforderungen und Chancen konfrontiert, wie sie in dem Interview diskutiert wurden.

Im negativen Bereich sind die Gesetzeslage und die damit verbundenen bürokratischen Hürden eine wesentliche Schwierigkeit. In Italien und speziell in Südtirol gestaltet sich die Austragung von Veranstaltungen oft schwierig, da das Land nur begrenzten Spielraum für Austragungsorte zulässt. Dazu kommen lange Kommunikationszeiten mit öffentlichen Diensten und bürokratische Schwierigkeiten. Ein Mangel an klaren Leitfäden bedeutet, dass Veranstalter sich das erforderliche Wissen oft selbst aneignen müssen. Darüber hinaus tragen Veranstalter finanzielle Risiken für Events mit soziokulturellem Mehrwert und müssen häufig draufzahlen. Es besteht auch das Risiko, dass Veranstaltungen möglicherweise nicht bis zum Schluss stattfinden können. Die Schwierigkeit, Sponsoren zu finden, ergibt sich oft aus der Tatsache, dass der kulturelle Wert der Veranstaltung oft nicht ausreichend anerkannt wird.

Auf der positiven Seite haben viele Einzelpersonen in den letzten Jahren politisches Engagement gezeigt und im Hintergrund die Fäden gezogen, um junge Personen zu unterstützen. Jugendzentren leisten hervorragende Arbeit, um motivierte junge Menschen durch geeignete Locations und Know-how zu fördern. Es gibt viele Personen im kleinen Universum der Veranstaltungsszene in Südtirol, die Projekte und Events unterstützen, ohne direkt in die Organisation eingebunden zu sein.

Insgesamt herrscht in Südtirol eine gemeinsame Vision, die offen ist für alternatives Clubbing und Teil einer weltweiten Bewegung ist. Es gibt auch zahlreiche Kollektive, die auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten, und es bedarf nur noch eines Wegs, sich zu einigen und gemeinsam daran zu arbeiten.

Wie schaut die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren?

Die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen kulturellen Akteuren in der Szene hat sich in letzter Zeit spürbar verändert, wie im Interview diskutiert wurde. Vor der Covid-Pandemie waren die Kollektive tendenziell mehr auf sich selbst fokussiert. Jedes Kollektiv agierte weitgehend unabhängig voneinander. 

Nach dem Ausbruch der Pandemie hat sich jedoch ein deutlicher Wandel vollzogen. Es gibt nun immer mehr gemeinsame Projekte und Joint Ventures zwischen verschiedenen Kollektiven. Diese verstärkte Zusammenarbeit hat dazu geführt, dass viele Veranstalter, die bereits vor Covid aktiv waren, neue Akteuren bei ihren Unternehmungen nach der Pandemie unterstützen.

Der kollektive Gedanke gewinnt zunehmend an Bedeutung, und einige Individuen setzen sich aktiv für diese “kollektive Revolution” ein, wie es der Interviewpartner ausdrücke. Es wird die Idee eines Gremiums vorgeschlagen, das dazu dienen würde, die Organisation und Abstimmung zwischen den Kollektiven zu verbessern. Dies würde auch dazu beitragen, dass die kulturelle Bewegung als Ganzes mehr Anerkennung in der Öffentlichkeit erhält.

Politisch betrachtet wird ein Zusammenschluss als wichtig erachtet, um mehr Gewicht in der öffentlichen Wahrnehmung zu bekommen. Anstatt sich als separate Identitäten darzustellen, sollten die Kollektive sich als Teil einer größeren kulturellen Bewegung präsentieren, ein “Movement”. Dies würde dazu beitragen, ihre wahre Bedeutung und ihre kulturellen Beiträge besser zu vermitteln.

Ein weiterer Vorschlag ist die Einführung eines “Nacht-Bürgermeisters” nach dem Vorbild aus dem Ausland und dem Trentino. Diese Position würde dazu dienen, das Nachtleben für junge Menschen in Stadt und Land zu sichern, zu fördern und attraktiv zu gestalten. Besonders Bozen und Umgebung, als Universitätsstadt, sollten sich bemühen, das Leben für Studierende lebenswerter zu machen und ihrem Ruf gerecht zu werden.

Wie könnte die Politik Veranstaltern entgegenkommen, damit mehr Organisatoren die Möglichkeiten ergreifen, Events zu organisieren?

Um mehr Veranstalter dazu zu ermutigen, Events zu organisieren, gibt es einige Maßnahmen, die die Politik ergreifen könnte, wie im Interview besprochen wurde.

Zunächst einmal wäre es wichtig, mehr Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen, insbesondere in Städten wie Bozen, in denen es bereits an passenden Veranstaltungsorten mangelt. Dies würde es den Veranstaltern ermöglichen, mehr Events zu planen und durchzuführen.

Des Weiteren sollte die Politik das Nachtleben anders darstellen und unterstützen. Anstatt es als etwas Schädliches zu betrachten, sollten die positiven Effekte solcher Veranstaltungen in den Vordergrund gerückt werden. Dies könnte dazu beitragen, das Image des Nachtlebens zu verbessern und die Akzeptanz in der Gesellschaft zu steigern.

Finanziell könnten Ausschreibungen für Projekte eingeführt werden, um die Ideen junger Menschen zu fördern. Dies würde jungen Veranstaltern die Möglichkeit bieten, finanzielle Unterstützung für ihre Events zu erhalten und kreative Projekte umzusetzen.

Es wäre auch hilfreich, Vermittler oder ein Sprachrohr zwischen den Organisatoren und der Verwaltung einzusetzen. Diese Vermittler könnten dazu beitragen, Missverständnisse zu klären und den Organisatoren den Zugang zu den notwendigen Genehmigungen und Ressourcen zu erleichtern.

Insgesamt benötigt es ein offenes Gespräch seitens der Politik gegenüber soziokulturellen Events, unabhängig davon, ob sie alternativ sind oder nicht. Diese Events tragen einen Mehrwert für die Gesellschaft und sollten daher im Fokus der Politik stehen. Es geht darum, die soziokulturelle Bedeutung dieser Veranstaltungen anzuerkennen und zu fördern.

– Clemens Calliari

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